Göteborg bei einer Stadtführung zu Fuß entdecken

Der Besucher Göteborgs sollte sich bei der Suche nach einer Stadtführung eine sehr wichtige Frage stellen: Ist es möglich eine Stadt mit nahezu 700.000 Einwohnern und sieben bedeutenden Stellen in verschiedenen Stadtteilen innerhalb von drei Stunden zu entdecken? Kann man in dieser Zeit über 40 bedeutende Sehenswürdigkeiten entdecken, oder muss man sich bei drei Stunden mit einem Mini-Göteborg begnügen? Wer nur Basiskenntnisse in Mathematik hat, wird unmittelbar verstehen dass man innerhalb von 180 Minuten dies nicht erreichen kann, da jede Erzählung, jede Anekdote, jede Beantwortung einer Frage Zeit kostet und man, um alle wichtigen Stellen erreichen zu können, zwischen fünf und acht Kilometer gehen muss.
 
Natürlich kann man einige Highlights Göteborgs auch in drei Stunden sehen, aber mit Sicherheit keine echten Hintergründe erfahren, Zusammenhänge verstehen und ein Gefühl für Göteborg bekommen. Eine gute Stadtführung benötigt daher eher fünf bis secjs Stunden, oder man muss einen Teil der Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Bevor man daher eine Stadtführung bucht, sollte man sich auch selbst die Frage stellen was man in Göteborg sehen will, denn jeder Stadtführer wird freundlich sein und versichern eine gute Stadtführung zu bieten, und da der Besucher hinterher nicht weiß was er, oder sie, verpasst hat, sind viele der Teilnehmer begeistert.

Der Hafenkanal in Göteborg
Foto: Herbert Kårlin

Wir beschreiben im folgenden eine weitgehend komplette Stadtführung die auch die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel einschließt. Wenn man auf das Kulturreservat Klippan und die Fahrt auf dem Göta älv von Klippan bis Lilla Bommen ausschließt, so gewinnt man rund eine Stunde, verpasst jedoch auch einige der schönsten Stellen Göteborgs. Sowohl das Kulturreservat Klippan, als auch die Fahrt auf dem Göta älv können am Anfang, oder am Ende der Stadtführung eingeplant werden.
 
Beginnt man die Stadtführung in Klippan, so sollte der Stadtführer, oder die Stadtführerin, nicht nur die Bauwerke sehr gut kennen, sondern auch die Geschichte Göteborgs und jene der drei nordischen Länder Schweden, Norwegen und Dänemark, da dies die Voraussetzung dafür ist dieses Kulturreservat spannend darzustellen, ein Gebiet das bereits zur Zeit der Wikinger eine wichtige Rolle spielte, wo später der erste Hafen Göteborgs lag und sich ab dem 18. Jahrhundert die bedeutendste Industrie Göteborgs ansiedelte. Entsprechend umfassend sind hier auch die Sehenswürdigkeiten mit einer sehr eigenen Geschichte. Bei einer guten Führung kann man hier mehr über 18 Sehenswürdigkeiten erfahren und insgesamt 1200 Jahre Göteborg erleben. Innerhalb von etwa 30 Minuten kann man in Klippan das erfahren worüber viele Stadtführer nicht einmal ausgebildet wurden.
 
Nach einem kurzen Spaziergang kommt man von hier aus zur Flussfähre Älvsnabben die den Besucher von Klippan, mit einigen Anlegestellen, bis Lilla Bommen führt, von wo aus man dann die von Gustav II. Adolf gegründete Stadt entdecken kann. Wer Göteborg nicht vom Fluss aus gesehen hat, kann sich kaum vorstellen welche Bedeutung der Fluss für die Stadt bis heute spielt, denn hier lagen die Werften, am Fluss versuchte Karl IX. ein Götheborg zu bauen, hier kamen die Wikinger zum Meer und hier findet man heute die Forschungseinrichtungen Göteborgs, um nur einige wenige Informationen zu bieten. Ein guter Stadtführer wird hier mit rund 20 kleineren Erzählungen den Besucher der Stadt überraschen.
 
In Lilla Bommen wird man dann, am nördlichsten Teil des von Gustav II. Adolf gegründeten Göteborg, von einem der letzten Viermaster Barken Viking weltweit begrüßt, entdeckt aber auch die Reste des früheren, östlichen Wallgrabens, das erste Hochhaus Göteborgs, genannt Läppstiftet, das Opernhaus und das umsatzstärkste Einkaufszentrum Schwedens für das vor rund 50 Jahren ein gesamtes Stadtteil abgerissen wurde.
 
Nur einige hundert Meter von Lilla Bommen entfernt und vorbei am Medizinhistorischen Museum, einem früheren Krankenhaus, liegt der Gustav Adolf Torg, das ursprüngliche Zentrum Göteborgs das von der Bronzestatue des Stadtgründers, Gustav II. Adolf, dominiert wird, der Schweden in eines der mächtigsten Reiche Europas verwandeln wollte. Der Gustav Adolf Torg liegt am Großen Hafenkanal, von dem aus früher die ganze Stadt versorgt wurde, und entlang des Platzes liegen das Rathaus, das frühere Amtsgericht, die alte Post (Wenngrenska Haus), das Stadthaus, die frühere Börse und die Basis der Flaggenstangen mit der Industriegeschichte Göteborgs. Schräg gegenüber liegt der Brunnsparken mit einer langen Geschichte und einem früheren Heilbrunnen, aber auch mit der Säherin als Skulptur und dem Gebäude des Göteborger Kunstmäzensen Pontus och Göthilda Fürstenberg.

Der Bältespännarparken in Göteborg
Foto: Herbert Kårlin

Bevor man jedoch einen Blick auf den Brunnsparken wirft, sollte man noch einen kleinen Spaziergang zum Krönungshaus und den Kronhusboderna mit seiner handwerklichen Schokoladenfabrik machen, denn das Kronhuset hat nicht nur eine interessante Geschichte zu erzählen, sondern es handelt sich auch eines der beiden Häuser die noch zur Gründungszeit Göteborgs erbaut wurden. Von hier aus kann man noch einen kleinen Rundgang unternehmen der über die Kämpferbrücke zur Domkirche, der ersten Wasserleitung Göteborgs und zur Einkaufsstraße der Stadt führt. Auf der Straße hinter der Domkirche kann man eine der ältesten Konditoreien Göteborgs finden und, auf der anderen Seite der Deutsche Brücke, von wo aus man auch das Gebäude der Ostindiengesellschaft sehen kann, das heutige Stadtmuseum, liegt die Deutsche Kirche, die sehr deutlich macht dass deutsche und holländische Immigranten anders dachten als die schwedische Bevölkerung, was die Kunstschätze der Kirche bewahrte.
 
Auf dem Weg zur Kungsportsavenyen kommt man am Nobelkaufhaus NK vorbei, später an der großen Markthalle der Stadt, wo man noch heute internationale Spezialitäten finden kann. über den Wallgraben wird führt dann die Kungsportsbron, an einer Stelle an der einst das größte der drei Stadttore Göteborgs lag. Rechts taucht danach das Große Theater (Storan) auf und links der Gartenverein mit einer der größten Rosensammlungen Europas. Kurz nach dem Königspark, der die alten Befestigungen Göteborgs ersetzt, kommt man zur Prachtstraße Göteborgs, der Kungsportavenyen mit zahlreichen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert.
 
An der höchsten Stelle der Prachtstraße liegen jene Teile Göteborgs die zur 300. Jahrfeier der Stadt entstanden. Am Götaplatsen liegen das Kunstmuseum, die Kunsthalle, das Konzerthaus und das Stadttheater, die sich alle um den griechischen Wasser gott Poseidon gruppieren, eine Schaffung des Skulpteurs Carl Milles. Wer die Stadtführung etwas kürzer anlegen will, kann über den Gotaplatsen auch von der Kreuzung Kungsportsgatan/Vasagaten mehr über den Platz erfahren, ansonsten muss man bis zur Vasagatan zurücknehmen und dort Richtung Stadtteil Haga gehen.
 
Die Vasagatan gehört zu den wenigen Alleen Göteborgs die im Sommer Schatten bieten, aber auch die Heimat zahlreicher Vögel und Insekten ist. Nach bereits 100 Meter entdeckt man auf der rechten Seite die Kunsthochschule, ud auf der gegenüberliegenden Seite das Röhsska Designmuseum, ein sehr typisches Gebäude der Nationalromantik Schwedens. Später gelang man zum Vasaplatz mit dem Universitätsgebäude und, auf der Gegenüberliegenden Seite, der Stele die an Torgny Segerstedt erinnert, einem der größten Gegner des Nationalsozialismus, der seine Möglichkeiten als Zeitungsherausgeber voll nutzte. Nach einigen hundert Metern taucht dann, auf der linken Seite das Zwergenhaus auf, ebenfalls ein Gebäude der Nationalromantik, das jedoch mit seinen Bildern eine interessante Geschichte erzählt. Am Ende der Straße liegt dann einerseits die Handelshochschule, andererseits ein Teil der Universitätsbibliothek.
 
Bevor man dann von der Rückseite der Universitätsbibliothek aus zur Haga Nygatan kommt, liegt auf der rechten Seite die Kirche des Stadtteils Haga und, auf dem Weg zur bekanntesten Straße Göteborgs, das Monument zur Erinnerung an Raoul Wallenberg. Bereits bevor man die Haga Nygatan betritt, entdeckt man die ersten Landshövdingehus auf, die von einem Regierungspräsidenten für den Feuerschutz in Städten erfunden wurde und noch heute in nahezu allen Stadtteilen Göteborgs zu finden sind. Bald darauf findet man auf der rechten Seite ein Jugendstilgebäude in dem die berühmte Hagabulle gebacken wird, die größte Zimtschnecke Schwedens. Wenig später, am Hagamonument mit einem Relief die die Geschichte Hagas erzählt, entdeckt man auf einer Anhöhe die Skansen Kronen, ein Turm der einst zur Verteidigungsanlage Göteborgs gehört und ebenfalls eine interessante Geschichte erzählen kann. Bald taucht auch die Gebäude der Dicksons Stiftung auf, die für Arbeiter mit geringem Einkommen erbaut wurden, und auf der anderen Seite kommt die Wohnung eines Eisenträgers, einem Beruf der hier früher stark vertreten war.
 
Wenn man am Ende der Haga Nygatan nach rechts geht, so ist man in kürzester Zeit am Eisenplatz (Järntorget), an dem früher die Eizenwaage stand. Der Plats, der als das Zentrum der Arbeiterbewegung gilt, bietet insbesondere einen Springbrunnen der an den Eisenhandel Schwedens erinnert und fünf Erdteile, die Sigel der Eisenwerke und ein Schiff bietet das das Eisen in die ganze Welt transportiert. Aber auch die Büste des Dichters Dan Anderson und die frühere Pferdetränke auf dem Platz kann ein aus der Vergangenheit Göteborgs erzählen. Da ursprünglich auch der Olof Palmes Plats zum Järntorget gehörte, liegt dort das Folkteater und mehrere Skulpturen die einen Teil der Arbeiterbewegung Schwedens ausdrücken.
 
Auf dieser Seite wurde kein Versuch einer Stadtführung unternommen, sondern lediglich die bedeutendsten Stellen und Bauten Göteborgs genannt. Nun liegt es an den Besuchern Göteborgs zu entscheiden ob sie Göteborg wirklich zu Fuß in drei Stunden entdecken können, oder ob man sich dann mit einem Minimum zufrieden geben muss.

Preise für Stadtführungen in Göteborg - 2025